NACHRICHT

Der kurze Atem der Ernte 2025

In dieser klaren Morgendämmerung des 30. August 2025 gaben die vom Sommer vergoldeten Gamay-Reben ihr Geheimnis im Handumdrehen preis. Weit entfernt von der traditionellen Mühsal, die sich über Tage hinzog, war die Ernte ein Express-Ballett, kaum ein halber Tag, an dem die zehn Weinlesehelfer, Freunde und Familie, im Takt der Rebscheren tanzten. In der frischen Morgenluft hallten Lachen und leichte Lieder wider, die die Rebstöcke in eine ansteckende Fröhlichkeit hüllten.

Wenn auch die Menge eher bescheiden ausfiel, so hatte die Natur doch Trauben von seltener Schönheit geformt, jede einzelne Beere ein Juwel, das einen außergewöhnlichen Jahrgang versprach. Mit 13 Volumenprozent Alkohol flüsterte der zukünftige Wein bereits seinen leidenschaftlichen Charakter, sein Versprechen einer herausragenden Qualität.

Es war eine Weinlese, die den modernen Zeiten entsprach, schnell und effizient, aber die in der Wärme der Herzen und dem Licht dieses kurzen Vormittags den zeitlosen Zauber der Erde bewahren konnte. Eine flüchtige, aber glänzende Erinnerung, in der die kundige und fröhliche Hand des Menschen die Seele des Jahres zu ernten wusste.

Die Weinlese im Jahr 1951

Diese Schwarz-Weiß-Fotografie ist ein wahrer Schatz der Erinnerung und fängt die Essenz der Weinlese von einst ein. Mein Onkel, der Mann im Vordergrund mit seiner unverwechselbaren Mütze und dem Lächeln, das ihn so oft erhellte, verkörpert allein den Stolz und die Ausdauer der Winzer einer anderen Generation.

Zusammen mit einem Nachbarn trägt er diese schwere Holzbütte auf den Schultern, die überquellend mit reifen Trauben gefüllt ist. Es war kein einfacher Tragekorb, sondern eine robuste Bütte, die vom handwerklichen Können und der Kraft dieser Männer zeugt. Jeder Schritt unter der Sonne, jedes transportierte Kilo, erzählte eine Geschichte von Mühe und Hingabe an das Land. Das Gewicht dieser Bütte, das sich so sehr von der heutigen leichten Ausrüstung unterscheidet, symbolisiert die kolossale körperliche Anstrengung, aber auch die Kameradschaft und Solidarität, die diese Weinbergsarbeiter verband.

Im Hintergrund wartet das angespannte Pferd, der treue Gefährte des Menschen, geduldig darauf, seine kostbare Fracht zum Keller zu bringen. Die Weinreihen erstrecken sich unter einem großzügigen Himmel so weit das Auge reicht und bilden die Kulisse einer Epoche, in der der Rhythmus der Ernte von der Natur und der Kraft der Arme bestimmt wurde.

Dieses Bild ist nicht nur eine einfache Fotografie; es ist eine lebendige Hommage an meinen Onkel, an jene Männer, die die Landschaft mit ihren Händen formten, und an die Arbeit von damals, wo jede Traube mit einer Authentizität und Selbstlosigkeit geerntet und transportiert wurde, die heute unseren Respekt und unsere Bewunderung erzwingen. Es erinnert uns an die tiefe und aufrichtige Verbindung zwischen dem Menschen und seiner Erde, eine Verbindung, die nur in den schönsten Erinnerungen zu finden ist.